#Unterwegs: Wiederaufbau nach einem Erschöpfungszustand

Audrey Rodesch

Erschöpft durch einen Verlust an Sinn und durch Spannungen am Arbeitsplatz nutzt Frau P. ihren Arbeitsausfall, um sich neu auszurichten und wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Mit einfühlsamer Begleitung entscheidet sie sich in aller Ruhe für eine Kündigung, gewinnt neues Vertrauen und geht die nächsten Schritte ihrer Karriere mit Klarheit an.

In der Serie #Unterwegs teilen unsere Fachpersonen Begleitgeschichten, die den gemeinsam zurückgelegten Weg mit den von uns unterstützten Personen und Unternehmen veranschaulichen. Anonymisierte Lebenswege, geprägt von Resilienz, Zuhören und den Veränderungen, die im Alltag erlebt werden.

Der Ausgangspunkt

Frau P. ist alleinerziehende Mutter, engagiert und pflichtbewusst in ihrer Arbeit. Eine kürzlich erfolgte Reorganisation in ihrem Unternehmen hat ihren beruflichen Alltag auf den Kopf gestellt: Sie erkennt sich in den neuen Ausrichtungen nicht wieder, spürt Spannungen und Wertekonflikte und hat das Gefühl, dass ihre Arbeit nicht mehr geschätzt wird. Schritt für Schritt stellt sich Erschöpfung ein.

Noch vor ihrem Arbeitsausfall hatte ihr Körper bereits Alarm geschlagen: Schlafstörungen, Herzklopfen und anhaltende Müdigkeit. Drei Monate nach Beginn ihres krankheitsbedingten Arbeitsausfalls lernen wir sie – auf Anfrage der Personalabteilung – kennen, um ihre Situation gemeinsam einzuschätzen.

Zu diesem Zeitpunkt hat Frau P. bereits viel unternommen: Sie wird von ihrem Hausarzt und einer Psychologin begleitet, schreibt regelmäßig auf, was sie fühlt, hört inspirierende Podcasts und treibt Sport. Trotz der Müdigkeit nutzt sie diese Auszeit, um sich neu zu zentrieren, einen Rhythmus beizubehalten und ihr Gleichgewicht zu wahren.

Doch ein Druck bleibt bestehen: Der ihrer Vorgesetzten, die ungeduldig wissen möchte, wann sie zurückkehrt. Eine schwer zu bewältigende Erwartung, die das Gefühl der Distanz zu ihrem Arbeitgeber noch verstärkt.

Schritt für Schritt

Bei unserem ersten Treffen ging es nicht darum, eine fertige Lösung anzubieten, sondern einen Raum für Zuhören und Wertschätzung zu schaffen. Alles anzuerkennen, was sie bereits unternommen hatte, ihren Willen zu würdigen und ihr zu helfen, Abstand zu gewinnen.

Unsere Rolle ist es nicht, einen Weg vorzuschreiben, sondern denjenigen zu begleiten, den die Person selbst wählen möchte. Das, was in diesem Moment für sie richtig ist.

Nach einem ersten persönlichen Gespräch setzte sich die Begleitung telefonisch fort. Einige Wochen später äussert Frau P. klar ihren Wunsch: zu kündigen.

Eine wohlüberlegte, gereifte Entscheidung, die sie vollständig tragen möchte – jedoch nicht ohne Befürchtungen. Wir haben sie dabei unterstützt, ihr Gespräch mit der Personalabteilung vorzubereiten: Die Sitzung fand in unseren Räumlichkeiten statt, ein beruhigenderes Umfeld für sie.

Unsere Rolle war nicht, ihre Entscheidung an ihrer Stelle mitzuteilen, sondern die Bedingungen zu schaffen, unter denen sie dies selbst ruhig tun konnte. Wir haben sie ermutigt, sich vorzubereiten und die Punkte aufzuschreiben, die sie ansprechen wollte, um nicht von Emotionen überwältigt zu werden.

Der zurückgelegte Weg

Das Treffen mit der Personalabteilung verlief gut. Gemeinsam einigten sie sich auf eine Vertragsauflösung in gegenseitigem Respekt und Verständnis. Das Unternehmen bot ein Outplacement an, um ihr zu helfen, wieder eine Anstellung zu finden und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Frau P. konnte so die Verbindung zu ihrem Arbeitgeber lösen und gleichzeitig gesunde berufliche Beziehungen bewahren. Sie gewann neues Selbstvertrauen, klärte ihre Prioritäten und legte solide Grundlagen für den weiteren Verlauf ihrer Karriere. Innerhalb von nur fünf Monaten seit Beginn ihres Arbeitsausfalls konnte sie sich klar positionieren und auf ein neues Kapitel zubewegen.

Für das Unternehmen brachte dieses Vorgehen einen konkreten Nutzen:

Die Begleitung ermöglichte es allen Beteiligten, diese Situation mit Respekt und Klarheit zu verlassen.


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